Foto: Brigitte Wilhelm: Das historische Siedlungszentrum mit Gaststätte „Zum letzten Siedler“
Foto: Brigitte Wilhelm: Das historische Siedlungszentrum mit Gaststätte „Zum letzten Siedler“

Nachrichten vom Förderverein zur Heimatpflege e.V.: Elisabethhöhe feiert den 95. Geburtstag

Vor 95 Jahren wurde 1927 die Siedlung Elisabethhöhe gegründet. Nach einem Konzept der Siedlungsgesellschaft „Groß-Deutschland-Berlin-mbH“ begann auf einer Fläche von 40 Hektar der Bau der ersten Siedlungshäuser, der schnell voranging. Geplant waren 68 Rentenstellen, davon 59 Gärtnerstellen, 7 Handwerkerstellen, 1 Kaufmannsstelle und 1 Gastwirtstelle. Innerhalb von drei Jahren war der Siedlungsbau 1930 mit der Gaststätte „Zum letzten Siedler“ abgeschlossen. Sie wurde zum kulturellen Zentrum der Siedlung, wo sich die Siedler trafen, die aus allen Teilen Deutschland kommend, hier eine neue Heimat fanden. Sie organisierten sich in einer Obst- und Gartenbaugenossenschaft, mit weitreichenden Regeln für ihre Zusammenarbeit, die Schaffung von wirtschaftlichen Strukturen und technischen Voraussetzungen.

Betrachtet man die 95-jährige Geschichte dieser Siedlung, die heute ein Gemeindeteil von Glindow ist und somit zur Stadt Werder (Havel) gehört, hat man das Gefühl, sich auf einer Zeitreise zu befinden. Angefangen von der Sozialisierung in einer selbst gewählten Gemeinschaft mit ähnlichen Interessen und dem Erleben einer Vielzahl von Ereignissen unter wechselnden gesellschaftlichen Verhältnissen. Unter anderen waren das der Zweite Weltkrieg, das Kriegsende und die Nachkriegszeit, die Gründung der DDR, die Genossenschaftsbildung, Nacht- und Nebel- Fluchten in die BRD, Mauerbau und Mauerfall, die Wiedervereinigung, Abbrüche und Neuorientierung, die Ablösung des Sozialismus durch die Marktwirtschaft.

Der „Förderverein zur Heimatpflege e.V.“, der sich 1992 – vor 30 Jahren – gründete, hat sich von Beginn an dafür eingesetzt, das Gemeinschaftsleben der Siedlung zu stärken und zu gestalten und gleichzeitig die Geschichte zu erforschen, zu dokumentieren und zu bewahren. Viele Publikationen, unterstützt von Zeitzeugen, sind entstanden. In diesen drei Jahrzehnten ist Elisabethhöhe gewachsen, die Infrastruktur und das Gesicht des Ortsteiles haben sich verändert. Zu historischen Siedlungsbauten gesellten sich neue moderne Anwesen, alte und neue Nachbarn rückten näher zueinander.

Die Bewohner und Bewohnerinnen sind – wie zu allen Zeiten – eine sehr besondere Gemeinschaft und haben sich ein Stückchen Autonomie bewahrt. Viele haben immer noch einen Garten am Haus und bewirtschaften ihn. Arbeit finden sie im Ort und in der Region bis nach Berlin. Die Kinder, die zum Schulbus gehen, grüßen die Anwohner und Anwohnerinnen ganz selbstverständlich freundlich beim Vorbeigehen. Den Konsum und die Post (Schließung 1992) und den letzten Siedler (Schließung der Gaststätte 1998) gibt es als Kommunikationszentrale nicht mehr. Aber in der neuen Kita „Zauberwald“ direkt neben dem „Spatzenhaus“ werden auch Kinder aus Glindow und Werder betreut. Seit Kurzem müssen die „Kuten“ nicht mehr ausgefahren werden und das Abwasser fließt direkt in die Kanalisation.

Die Siedler haben immer sehr gern gefeiert. Das erste Siedlerfest zum Kennenlernen fand schon 1932 statt. Das erste Fest nach Kriegsende 1952 war ein Erntefest. Seit 1992 fanden die Siedlungsfeste unter Federführung des Fördervereines in fünfjährigen Abständen in der Sammelstelle (Nordgemüse Krogmann) oder auf Schultz´ens Siedlerhof statt. Es waren immer auch freudige Wiedersehen.

Coronabedingt konnte die Vereinsarbeit seit 2020 nur eingeschränkt und im Rahmen der Möglichkeiten und geltenden Bestimmungen erfolgen. Das Fest zum 95-jährigen Bestehen wird deshalb auch etwas kleiner als die Feste zuvor ausfallen. Es findet am 27. August ab 15:00 Uhr auf dem Obstweinhof Lehnst in der Goethestraße statt. Der Förderverein verbindet damit die Hoffnung, dass das Vereinsleben neuen Schwung bekommt und sich möglichst viele Anwohner und Anwohnerinnen künftig daran beteiligen…und 2027, zum 100. Geburtstag, auf erfolgreiche gemeinsame fünf Jahre zurückschauen können!

Aus dem Vereinsleben 2022: Wanderung von Vereinsmitgliedern durch die Glindower Alpen, geführt vom Heimatmuseum Glindow und

Arbeitseinsatz des FV auf dem Friedhof Elisabethhöhe.

 

(Fotos April 2022, bwi)