Foto: Bürgerinitiative Bliesendorf
Foto: Bürgerinitiative Bliesendorf

1401 Einwendungen gegen geplante Windräder

1401 Einwendungen zum Antragsverfahren über die geplante Errichtung von sieben Windenergieanlagen in der Gemarkung Ferch sind heute von Vertretern der Umweltvereinigung „Waldkleeblatt - Natürlich Zauche e.V.“ dem Landesamt für Umwelt in Potsdam übergeben worden. „Ein schönes Ergebnis, an dem man sieht, dass das Thema die Menschen in der Region umtreibt“, stellte Christian Große, 1. Beigeordneter der Stadt Werder (Havel) fest. Er erinnerte bei der Übergabe am Gemeindezentrum in Bliesendorf daran, dass sich zudem „die politischen Gremien unserer Stadt klar positioniert haben“. Die Stadtverordneten der Blütenstadt haben sich mit großer Mehrheit gegen die Errichtung eines Windparks im Wald bei Bliesendorf ausgesprochen

und sich der „Brandenburger Erklärung“ zur Windenergie angeschlossen. Die unterzeichnenden Bürgermeisterinnen und Bürgermeister fordern darin unter anderem, die Regionalpläne hinsichtlich der Nutzung von Windenergie zu ändern. So sollen zu Wohnnutzungen ein Mindestabstand von 1500 Metern festgelegt und Windräder in Wäldern untersagt werden. „Erneuerbare Energie ist gewollt“, betont Christian Große, „aber mit Sinn und Verstand“.

„Wir als anerkannter Umweltverein werden uns ebenfalls mit Einwendungen den Klageweg offenhalten“, informierte bei der Übergabe Dr. Windfried Ludwig, seit 2006 Vorsitzender des "Waldkleeblatt - Natürlich Zauche e.V.“, der sechs Bürgerinitiativen aus der Region vertritt. Auseinandergerissen würde, wenn es zum Bau der Industriegiganten käme, „das zur Zeit noch größte geschlossene Waldgebiet, das sich von Lehnin über Werder bis nach Beelitz zieht, denn geplant sind ja drei Windparks. Der hier im Wald und zwei in der Reesdorfer Heide“.

In der Region Werder gibt es seit Jahren erheblichen Widerstand gegen die Planungen zum Bau von Windrädern im Wald des sogenannten "Windeignungsbiets Bliesendorfer Heide". Eveline Kroll, seit 2014 Ortsvorsteherin von Bliesendorf und stellvertretende Vorsitzende von Waldkleeblatt, bedankte sich für die Unterstützung der Mitstreiter aus der Bürgerinitiative während des Beteiligungsverfahrens und der Bürgerinnen und Bürger, die sich dem Bürgerprotest so zahlreich angeschlossen haben.
„Allein aus der Kernstadt Werder, Bliesendorf, Elisabethhöhe und Glindow kamen 603 Einwendungen, davon sind 490 umfangreiche Einwendungen“, berichtet Eveline Kroll. Bei so genannten umfangreichen Einwendungen wurde nicht nur der Vordruck des Vereins unterzeichnet, sondern mit eigenen Argumenten die persönliche Betroffenheit schriftlich zum Ausdruck gebracht.
Die öffentlichen und privaten Belange sehen viele Einwendungen besonders im Hinblick auf den Immissionsschutz, den Gesundheits- und den Brandschutz nicht gewahrt. Zudem würde der Tourismus als Wirtschaftsfaktor des Staatlich anerkannten Erholungsortes unangemessen beeinträchtigt. Die Erholungsfunktion des Waldes, der Naturschutz und die geologischen Besonderheiten seien nicht berücksichtigt, heißt es in weiteren Ablehnungen. 

Insbesondere die geplante Rodung von über 100 Hektar Wald nahe Bliesendorf würde der Umweltvereinigung Waldkleeblatt zufolge allein die Lärmbelästigung durch die Autobahn für die Anwohner erheblich verstärken – mit zusätzlichem Lärm – plus unter anderem Vibrationen (Infraschall) und Schattenwurf (Schlagschatten) durch die Windräder.
Waldtraud Plarre, Vorstandsmitglied von Waldkleeblatt, betonte, dass die Auswirkungen auch dramatisch für das Mikroklima in der Region sein werden. „Die Planungen werden ungeprüfte Folgen haben, denn es gibt keine Gutachten, besonders auch, was die Wasserrückhaltung auf den dann versiegelten Flächen betrifft.“ 

Die Firma NOTUS energy plant mit Zustimmung der Gemeinde Schwielowsee die Errichtung von sieben Windenergieanlagen im Umfeld der Autobahnabfahrt Klaistow nordwestlich des Beelitzer Ortsteils Fichtenwalde und südöstlich der Werderaner Ortsteile Glindow/Bliesendorf. Die Anlagen des Typs Vestas V150 mit einer Leistung von 5,6 Megawatt, einer Nabenhöhe von 166 Metern, einem Rotordurchmesser von 150 Metern sind insgesamt 244 Meter hoch. Das entspricht der Höhe des Berliner Fernsehturms, der Kölner Dom kommt auf 157 Meter.

Da das Verfahren aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht ordnungsgemäß öffentlich durchgeführt werden konnte, muss es allerdings wiederholt werden. Die jetzt übergebenen Einwendungen behalten jedoch ihre Gültigkeit. Im zweiten Beteiligungsverfahren können Interessenten weitere Einwendungen einreichen. (ef)
 
Foto: Bürgerinitiantive