Es ist eine bunte Vielfalt, die sich entlang des Obstpanoramwegs in den vergangenen Jahren entwickelt hat: Wildpflanzen wie Lichtnelke, Strochenschnabel, Edelwicke, Purpurkraut Nachtkerze, Schafgarbe oder Hasenklee sorgen vom Frühjahr bis zum Herbst für eine bunte Vielfalt. Schon seit drei Jahren läuft hier ein Versuch der Stadt, der inzwischen auch auf anderen Straßen und Wege ausgeweitet wurde: Die Straßenränder werden nicht mehr regelmäßig gemäht, sondern unter ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaftet.
Am Obstpanoramweg kann man gut sehen, wie es funktioniert: Rechts und links wird lediglich ein etwa ein Meter breiter Streifen mit etwa drei Mähgängen pro Jahr kurz gehalten, auf dem restlichen Randstreifen können sich farbenfrohe Wildkräuter entfalten. Nur Gehölze werden bei Kontrollgängen entfernt. Außerdem wird am Jahresende entschieden, ob die Ränder gemulcht werden. Das führt zu erweiterten Blühzeiten und noch mehr Pflanzenvielfalt.
„Es dauert eine Zeit, bis es funktioniert und die richtige Mischung entsteht. Aber am Obstpanoramaweg kann man an einigen Stellen schon sehr schön die Erfolge der ökologischen Randstreifenpflege beobachten“, sagt Werders 1. Beigeordneter Christian Große. Mehr Blütenfülle sei ein Beitrag gegen das Bienensterben, in der Obstbaustadt Werder ein nicht zu unterschätzender Effekt. „Außerdem schaffen wir Lebensräume für Insekten und Nützlinge, die gegen Schadorganismen wirksam werden können.“ Der Wasserhaushalt werde verbessert, Bodenerosion verhindert.
Weil diese Effekte am Obstpanoramaweg so gut sichtbar wurden, hat man mittlerweile weitere Straßen in den städtischen Außenbereichen und Ortsteilen in die „ökologische Randstreifenpflege“ aufgenommen. Dazu gehören der Holzweg in Glindow, die Lange Straße auf der Glindower Platte, der Fuchsbergweg in Kemnitz, der Radweg zwischen Strengbrücke und Petzow oder der Derwitzer Winkel. Dabei werde es voraussichtlich nicht bleiben, kündigt der 1. Beigeordnete an. „Wir haben weitere Ecken, wo das funktionieren kann.“
Christian Große räumt ein, dass auch der geringere Aufwand ein Faktor sei, der solche Überlegungen befördert. Um rund 80 Prozent werde der Aufwand durch die ökologische Randreifenpflege gesenkt, die Ressourcen könnten für andere wichtige Aufgaben bei der Ortsbildpflege eingesetzt werden. Dort werden sie dringend gebraucht: Rund 500.000 Quadratmeter öffentliche Grünflächen sind in der wachsenden Stadt und den Ortsteilen mittlerweile intensiv zu pflegen, und mit dem Baugeschehen kommen noch neue hinzu.
Im Schnitt der vergangenen Jahre waren es rund 220.000 Euro, die dafür aufgebracht werden mussten. Im laufenden Trockenjahr wird das Geld voraussichtlich nicht reichen. Für die Bewässerung mussten vier Fachfirmen hinzugezogen werden, und selbst die kommen mit dem Gießen nicht mehr hinterher. Deshalb sind bereits Aufrufe an die Bürger gegangen, mitzumachen. „Wir sind froh, dass das unsere Werderaner erreicht und viele Bürger für Straßenbäume und Grünanlagen vor ihrer Tür zur Gießkanne greifen.“
Die ökologischen Randstreifen blühen derweil ohne Zutun weiter – die Trockenheit scheint ihnen weniger anzuhaben.
Foto: Stadt Werder (Havel)