Dokumentation: Zukunftssichere Brauchwasserversorgung

Nach Abschluss der Beregnungssaison 2024 wurden die Umbaumaßnahmen im Herzstück des Brauchwasserwerkes fortgesetzt. Grundlage dafür waren Fördermittel aus dem Zukunfts-investitionsfonds und der Stadt Werder (Havel).

Laut dem aktuellen Quartalsbericht wurden für die bisherigen Baumaßnahmen und die wissenschaftliche Begleitung 1,4 Mio. € in Anspruch genommen.

Bei einem Vor-Ort-Termin am 07.11.2025 haben Herr Stefan Marten (Fachbereichsleiter der Stadt Werder (Havel)) sowie die Mitarbeiter des Brauchwasserwerkes Herr Holger Deichsel und Herr Henry Wolter einen Überblick über die Veränderungen im Brauchwasserwerk und die praktische Betriebsführung gegeben.

Links Wasserwerk Altbau und rechts das modernisierte Pumpenhaus

Beräumte Trafostation im Altbau

Infotafel am Brauchwasserwerk

Im Winterhalbjahr 2020/2021 wurde der 400 m lange Zulaufgraben vom Glindower See bis zur Pumpstation saniert. Dabei entstand eine kleine Badestelle am Jahnufer. 2021 erfolgte die Dachsanierung am Maschinenhaus und die Dachreparatur am Altgebäude.

Nach Abschluss der Bauarbeiten am Pumpenhaus wurden in den Wintermonaten 2024/2025 die nachfolgend genannten Umbaumaßnahmen durchgeführt. Damit war die Brauchwasser-versorgung während der Sommermonate gewährleistet.

Im Maschinenraum der ehemaligen P Brauch wurden die Pumpen und der sogenannte „Windkessel“, der zum Druckausgleich notwendig war, zurückgebaut.

Windkessel

Der Maschinenraum der P 1 blieb in seiner Funktion erhalten. 2 Pumpen mit einer Förderleistung von jeweils 260 m³/h mit jeweils 132 kW Anschlusswert und eine Pumpe mit einer Förderleistung von 120 m³/ h mit 55 kW Anschlusswert sowie der Windkessel wurden installiert.

Als Notfallreserve wurden 3 Pumpen mit einer Förderleistung von jeweils 100 m³/h aus dem Bestand der ehemaligen P 1 im Gebäude belassen.

Somit steht eine Brauchwassermenge von max. 640 m³/h zuzüglich einer Notfallreserve von 300 m³/h zur Verfügung.

Der Brauchwasserbedarf schwankte in den einzelnen Jahren. Das hängt in der Hauptsache vom Witterungsverlauf während der Vegetationsperiode ab. In den Sommermonaten mit geringen Niederschlägen steigt die Fördermenge, in denen mit mehr Regen sinkt sie.

Das lässt sich beispielsweise an den letzten Jahren ableiten:

Jahr               

Fördermenge

2023

603.896 m³

2024

618.340 m³

2025

516.563 m³

Das Rohrsystem verzweigt sich in folgende Orte und Gemarkungen: Glindow, Plötzin, Bliesendorf, Kammerode und Göhlsdorf.

Für Göhlsdorf wurde eine Sonderregelung getroffen. Im Havariefall am Netz erfolgt die Reparatur auf eigene Rechnung der Gemeinde.

Zum Saisonbeginn 2025 gab es insgesamt 852 Anschlüsse mit Verbrauchzählern.

Leider gibt es immer noch Verluste durch sogenannte Schwarzabnehmer. Hier werden verstärkt Kontrollen durchgeführt und schrittweise Zwischenzähler in Teilbereichen des Rohrnetzes eingebaut. Damit lassen sich Anschlüsse ohne Wasseruhren besser als bisher eingrenzen.                                                                                                       

Systembedingte Verluste treten durch das jährlich notwendige Befüllen und Entleeren auf. Das verästelte Rohrnetz mit einer gegenwärtigen Länge von zurzeit mehr als 150 km wird im Frühjahr – ab Anfang April – gefüllt und muss zur Vermeidung von Frostschäden im Herbst entleert werden. Die Rohrdimensionen betragen 80 mm bis 600 mm, je nach ihren Funktionen. Das Befüllen benötigt bis zur vollen Funktionsfähigkeit ca. 7 bis 10 Tage. Die Entleerung erfolgt über die Pumpstation zurück in den Zulaufkanal zum Glindower See, über Tiefpunkte in den Bewässerungsflächen oder durch Abpumpen.

Pumpstation P 1 mit neuen Pumpen

 v.l.n.r.: Henry Wolter, Stefan Marten und Holger Deichsel

Im Gegensatz zu den ehemaligen 2 Pumpeinheiten erfolgt jetzt die Brauchwasserförderung aus einer Pumpstation, der neuen P 1.

Die Verteilung in die Rohrsysteme P 1 (vorwiegend für den Erwerbsobstbau) und P Brauch (altes Rohrnetz) für die Kleinabnehmer wird getrennt gesteuert.

Das Rohrleitungssystem P 1 wird mit 10 bar Ausgangsdruck und das ältere Rohrleitungssystem P Brauch mit 7 bar betrieben, um Rohrbrüche möglichst gering zu halten. In der Bewässerungssaison 2022 waren es 40 Rohrbrüche, vorwiegend am Netz der P Brauch. In der Saison 2025 waren es 15.

Im Gegensatz zur Vergangenheit kann über 24 Stunden Brauchwasser bereitgestellt werden, d. h. die Pumpen werden nachts nicht mehr außer Betrieb genommen, sondern werden dem Bedarf in ihrer Förderleistung angepasst. Das ist bei erhöhtem Bewässerungsbedarf und für die Frostschutzberegnung ein riesiger Vorteil. Darüber hinaus werden extreme Druckschwankungen, insbesondere durch Lufteinschluss in das Rohrsystem, die zu Rohrbrüchen führen können, weitestgehend vermieden.

Bei der Spätfrostabwehr im Frühjahr 2025 wurde auf 4 ha Apfelfläche diese Methode erfolgreich eingesetzt. Aufgrund der Klimaveränderung hat die Spätfrostabwehr, wie bereits in anderen Obstanbaugebieten praktiziert, im Werderaner Obstanbaugebiet an existenzieller Bedeutung gewonnen.    

In die Zulaufrinne zum Pumpenhaus wurde ein sogenannter „Krautrechen“ eingebaut. Damit wird das Ansaugen von Pflanzenteilen und allerlei Treibgut verhindert. Mittels eines schräg stehenden Transportbandes wird das entnommene Material auf einen Container verladen und anschließend entsorgt.

Zulaufschacht mit Krautrechen

Neuer Mittelspannungs-Trafo

Im Jahr 2022 wurde ein Trafo mit Mittelspannung mit einer Kapazität von 1000 kVA errichtet. Damit ist die Versorgungssicherheit der Pumpstation mit Elektroenergie selbst bei maximaler Auslastung gewährleistet.

Innenleben des Trafos

Steuereinheit mit Monitor

Zur Steuerung der Pumpstation wurde eine Steuereinheit errichtet. Sämtliche Abläufe wie z. B. die Pumpleistung in Abhängigkeit von der Abnahme und Tag/Nacht-Schwankungen werden damit gesteuert.

Plötzlicher Druckabfall durch Rohrbrüche wird erkannt und führt zur automatischen Abschaltung der Pumpen.

Eine externe Überwachung mittels Smartphone durch die Mitarbeiter ist möglich.

Monitorbild P 1 und P Brauch


Steuereinheit

Die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter wurden durch die Modernisierung der Werkstatt, des Büros und der Sozialräume wesentlich verbessert. Damit können Verwaltungsaufgaben und Reparaturmaßnahmen in verstärktem Umfang auch in Eigenleistung durchgeführt werden.

Für die nächsten 3 Jahre sind Investitionen der Stadt Werder (Havel) in Höhe von jeweils 200.000 € für den Betrieb und 100.000 € für die Netzerhaltung vorgesehen. 

Für das alte Gebäude bestehen zurzeit Überlegungen zur weiteren Nutzung. Eine Idee wäre die Einrichtung eines Obstbaumuseums für die Stadt Werder (Havel). Damit hätte das Obstbaumuseum wieder eine Heimat. Die Verbindung von Obstbau, Brauchwasserwerk und weiteren touristischen Highlights – wie dem Wanderwegenetz in den Glindower Alpen und dem Heimatmuseum – ist eine kulturelle Bereicherung für die Stadt Werder (Havel) und den Ortsteil Glindow und ein Alleinstellungsmerkmal.

Die wissenschaftliche Begleitung erfolgte durch GWT-TUD GmbH aus Dresden, die Planung durch PICON GmbH aus Dresden. In einer Apfelanlage auf der Glindower Platte wurde eine Messstation errichtet. Sie ermittelt standortbezogen den Bewässerungsbedarf, entsprechend der klimatischen Bedingungen, des verfügbaren Wassers im Boden sowie der physiologischen Situation der Bäume.

Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf den gesamten Brauchwasserbedarf zu und sind für andere Anbauflächen mit ihren jeweiligen Anbaubedingungen evaluierbar.

Übergabe eines „Glindower Almanach“ durch Sigmar Wilhelm an Stefan Marten. Darin ist die Geschichte des Brauchwasserwerkes Glindow von seinen Anfängen 1936 (Baubeginn und 1937 Eröffnung und Betreibung, Autor Friedel Häberer) und weiter bis 2023, Autor Sigmar Wilhelm, beschrieben.

 

Die vorliegende Dokumentation setzt die Geschichte des Brauchwasserwerkes ab 2025 in die Zukunft fort.

 

Sigmar Wilhelm